In der Rundung, im abtrennbaren Bereich der Cafeteria wurden vor einigen Wochen die Glasfenster durch moderne Buntglasfenster ersetzt. Das Design für die aufwendig in Italien hergestellten Fenster stammt von Johanna Bosch-Brasacchio, Enkelin des Firmengründers Robert Bosch. Die drei Fensterelemente wurden von der Kunsthandwerkerin Liviana Apicella aus einzelnen farbigen Glasscheiben mit der traditionellen Bleitechnik hergestellt. Die Bilder quellen über vor Leben: Wasser, Erde, Pflanzen, Tiere und Menschen, darüber der weite Himmel.
Was hat die Künstlerin inspiriert? Johanna Bosch-Brasacchio schreibt dazu:
Täglich sehe ich die Wunder der Natur. Zahlreiche Texte und Lieder kamen mir dazu in den Sinn, als ich die Fenster entworfen habe. „Geh aus mein Herz und suche Freud“ von Paul Gerhardt war das Lieblingslied meiner Mutter. Ich dachte an den Mythos der Schöpfung, und wie Franz von Assisi die Welt in seinem Sonnengesang beschreibt. All diese Bilder im Herzen wollte ich hier unterbringen.
Die Linke Scheibe ist inspiriert aus der Schöpfungsgeschichte „Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.“ Das aufsteigende Licht spiegelt sich im Meer. Laudato si – Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Sonne, schön und strahlend mit großem Glanz, sang Franziskus von Assisi. Die ersten Formen des Lebens entwickelten sich im Wasser: „…alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen. Quallen, Seesterne, Schildkröten, Muscheln, bunte Fische und ein Delphin tummeln sich …Und Gott sah, dass es gut war.
Die Zentrale Scheibe ist ebenfalls aus der Schöpfungsgeschichte inspiriert: „Seid fruchtbar und vermehrt euch!“ Laudato si, Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter (Vgl. Franziskus von Assisi). Die unverdrossene Bienenschar fliegt hin und her, sucht hier und da ihr edle Honigspeise und trägt die Pollen weiter. Narzissen und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seiden! (Vgl. „Geh aus mein Herz und suche Freud“ von Paul Gerhardt) Vögel nisten zwischen den Bäumen und der Hirsch trinkt am frischen Wasser (Vgl. Psalm 23 + 42). Der Weizen, der mit Gewalt wächstund des süßen Weinstocks starker Saft (Vgl. Schöpfungsgeschichte)sind Zeichen für die Kultur der Menschen, die den Boden bearbeiten und die Früchte teilen. Und dann ruhen sie sich aus und heben die Augen auf zu den Bergen (Vgl. Psalm 120) in der Ferne. Liebet die ganze Schöpfung Gottes! Sowohl den ganzen Erdball, als auch das kleinste Sandkorn. Jedes Blättchen liebet, und jeden Sonnenstrahl! Liebet alle Dinge! schreibt Fjodor Dostojewskij in „Die Brüder Karamasow“.
Die Rechte Scheibe ist inspiriert von „Menschen, Städt und Felder…“ aus Nun ruhen alle Wälder von Paul Gerhard). Hier sehen wir die Welt, wie der Mensch sie gestaltet hat. Unter den Bäumen am Fluss musizieren zwei Figuren auf der Harfe, König David dichtet seine Psalmen auf dem Psalter mit zehn Saiten (Vgl. Psalm 92) – zwei Geflüchtete singen von der dramatischen Geschichte ihrer Vertreibung „An den Wasserflüssen Babylons- At the rivers of Babylon, we sat down and we wept…“ (Vgl. Psalm 137, Spiritual). Kunst und Musik, die Sprache der Seele: ohne sie können wir nicht leben. Ein steiler Weg führt hinauf in die alte Stadt. Dies ist die Stadt der Träume. Lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis in den Himmel reicht! (Vgl. Genesis 11). Eine geheimnisvolle Stadt im Morgenland könnte man hier sehen, Assisi mit der Basilika des Heiligen Franziskus, das ewige Jerusalem mit seinen Toren – oder einen unserer historischen schwäbischen Orte? Vielleicht sitzen wir da ja selbst. Der Mond ist aufgegangen – er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön, die güldnen Sternlein prangen (Vgl. Der Mond ist aufgegangen von Matthias Claudius) sie wurden alle mit Namen gerufen (Vgl. Weisst du, wie viel Sternlein stehen von Wilhelm Hey) – genau an ihren Ort im Universum. Dies ist die Geschichte von Himmel und Erde, wie sie geschaffen wurden. (Vgl. Schöpfungsgeschichte)
Papst Franziskus erinnert uns, dass wir einen Garten bekommen haben – wir sollen keine Wüste daraus machen. In der Schrift „laudato si – über die Sorge für das gemeinsame Haus“ wird der Sonnengesang zitiert. Ich sehe das Leben als einen Bogen, der Gedanken und Erlebnisse vereint und weiterführt. Ein Regenbogen umfasst die drei Fensterbilder. Während der Covid- Pandemie haben Kinder dieses Symbol tausendfach gemalt.Ein Bild für Hoffnung seit Noahs Arche! Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken! (Vgl. Genesis 9). Alles ist verbunden. So haben wir uns die Fenster vorgestellt.
Wir haben nachgefragt: Wie wurden die Fenster hergestellt?
Liviana Apicella, Glaskünstlerin, teilte den Traum von Johanna Bosch-Brasacchio sofort und baute die Fenster in Italien zusammen. Einfach war es nicht! Die Fenster wurden von der Künstlerin mit Hand, Kopf und Herz, Geschick und Geduld gestaltet. Die Zeichnung ist komplex. Viele kleine Einzelteile machten es notwendig, die Technik der Bleiverglasung mit der Tiffany-Technik zu kombinieren. Zahlreiche Stücke wurden fein dekoriert und die Zeichnung wurde eingebrannt. Während der Pandemie verzögerte sich die Lieferung der Scheiben in passender Farbe, um die Komposition umzusetzen. Schließlich war alles zusammengefügt und in selbst gebaute Holzkästen verpackt. Diese wurden nach Heimerdingen transportiert. Alles ging gut! Nun leuchten die bunten Fenster in den Raum und spiegeln sich am Boden. Ein Traum wurde Wirklichkeit. Weit schöner, als wir gehofft hatten. „Ich selber kann und mag nicht ruhn – ich singe mit, wenn alles singt!“
Das Haus Wilfried Börgerling lädt Sie zum Verweilen und zum Schauen ein. Wir wünschen viel Freude beim Betrachten der Fenster. Kommen Sie gerne vorbei und lassen sich vom Farbenspiel verzaubern! An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die besondere Spende bei Johanna Bosch-Brasacchio bedanken.